Holocaust-Gedenktag: Wissen kann verloren gehen

Heute vor genau 80 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz, das eigentlich als mahnendes Sinnbild für den Holocaust und die damit verbundenen Verbrechen während der NS-Zeit galt. Der Wahnsinn aus Krieg, Unterdrückung und millionenfachem Mord sollte uns auch heute noch zu denken geben.

Eigentlich. Sollte.

Denn laut einer aktuellen und internationalen Studie, die durch die Jewish Claims Conference in Auftrag gegeben wurde, tun sich bei jüngeren Generationen zunehmend Wissenslücken beim Thema NS-Zeit auf.

Ein immer größerer Anteil der Generationen Y und Z kennt die Begriffe Holocaust oder Shoah nicht. Fast jeder fünfte (18%) der in Deutschland Befragten geht von viel zu niedrigen Opferzahlen aus. Bei jungen Menschen im Ausland (z.B. in Ungarn und Polen) ist der Anteil sogar noch höher. Ungefähr jeder zweite befragte Niederländer glaubt, der Holocaust hätte in seinem Land nicht stattgefunden. Ein ähnlich hoher Anteil (48%) unter US-Amerikanern konnte nicht ein einziges Konzentrationslager benennen. Das sind erschreckende Zahlen.

Da mutet es fast paradox an, dass das Interesse - insbesondere unter jungen Deutschen - an der NS-Geschichte eigentlich groß ist.

Und so sollten wir dieses Interesse gerade jetzt nutzen, um die Wissenslücken wieder anzufüllen, indem wir Fragen stellen, den letzten Zeitzeugen genau zuhören und uns den Fakten zuwenden, die uns die Geschichtswissenschaft zur Verfügung stellt. Denn Wissen schafft Bewusstsein und lässt uns erkennen, welche Verantwortung wir tragen. Es geht nämlich nicht um Schuld oder einen so genannten „Schuldkult“, wie es Populisten und Extremisten den Leuten immer wieder einreden. Es geht vielmehr um eine Gesellschaft, die verstanden hat, dass Demokratie und Menschenrechte verteidigt werden müssen, damit sich Geschichte nicht wiederholt.

Kaum ein anderer Ort als das Konzentrationslager Auschwitz mit dem Vernichtungslager Birkenau erzählt von ebendieser Geschichte, der wir mit einem lauten „Nie wieder!“ begegnen sollten. Allein hier wurden 1,1 Millionen Menschen ermordet. Juden, aufgrund ihrer Religion. Sinti und Roma, weil ihre Herkunft und Lebensweise als minderwertig galt. Homosexuelle, weil ihre sexuelle Orientierung nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passte. Und Kinder. Kinder, die sofort nach der Ankunft in Auschwitz von ihren Müttern getrennt und umgebracht wurden, weil man ihre Arbeitskraft nicht ausbeuten konnte.

Es gibt Wissen, das darf nicht verloren gehen.

Die AG Schule ohne Rassismus